News Januar

 

„Die Mutter „

 

"Wenn wir uns auf die Suche nach dem Ich begeben, müssen wir uns die Frage stellen: Wer bin ich?dann wir landen unweigerlich bei der Mutter. "In ihr sind wir entstanden, ein Herzschlag, ein Blutkreislauf. Sie hat uns geboren, gestillt, uns - und das ist noch immer die Regel - hauptsächlich versorgt.

Dass die erste Programmierung schon im Mutterleib stattfindet, ist längst wissenschaftlich bewiesen. Die Befindlichkeit der schwangeren Frau verursacht Schwankungen im Hormonhaushalt , die sich auf das Kind auswirken. Ist die Mutter nervös, gestresst oder deprimiert, dann verändert sich ihr Hormonhaushalt. Produziert der mütterliche Organismus große Mengen des Stresshormons Cortisol, dann stellt sich das Ungeborene auf eine Welt ein, die furchterregend und bedrohlich ist. Und natürlich umgekehrt im positiven Fall.

Auch Erlebnisse bei der Geburt - läuft alles harmonisch oder ist etwa ein Notkaiserschnitt nötig? - sind auf der kindlichen Festplatte gespeichert. Die auch weiterhin vor allem mit "Infos aus Mamaland gefüttert wird. Viele Ängste, Sorgen, Einstellungen und Reaktionen der Mutter werden unbewusst übernommen. "Man weiß heute, dass ihre Prägung 80 Prozent ausmacht, die des Vaters 20. Und das im besten Fall. Der Vater kommt erst ins Spiel, wenn das Kind vier, fünf Jahre alt ist.

 

 

Wie unsere Mutter unser Männerbild bestimmt

Davor hat Mama aber schon ihre Sicht der Dinge festgeschrieben. "Der Blick, den wir als Mädchen, als Frauen auf unseren Vater und damit auch auf Männer überhaupt bekommen, ist geprägt durch die Sicht unserer Mutter. Wir schauen sozusagen durch ihre Brille. "Es macht einen Unterschied, ob Mama sagt, wie toll der Papa ist, oder ob sie verachtend über ihn redet, weil er in seinem Leben noch nie was auf die Reihe bekommen hat. Und dass sowieso alle Männer Schweine sind!

Ist der Vater überhaupt abwesend, kann es eine Frau in späteren Beziehung umso schwerer haben. "Da ist einerseits die erlernte Wut auf Männer, andererseits die Trauer darüber, vom Vater nicht gesehen zu werden. Die Muster wiederholen sich durch die Prägung von früher. "Wir kreieren uns später in Partnerschaften, Job etc. immer wieder das, was wir ganz früh gelernt haben. Die Psyche ist mit sieben Jahren fertig. Da ist alles, vergurkt oder nicht, drin im System. Weint Mami immer, weil Papa so ein Tyrann ist, gibt es ein Beispiel, was in Kinderköpfen vorgehen kann, "fühl ich mich verpflichtet, Mama glücklich zu machen. Oder empfinde ich meine Mutter als zu schwach, weil sie sich nicht auflehnt? Werde ich mich dafür später gegen alle Männer auflehnen? Oder mich auch immer von tyrannischen Männern angezogen fühlen?

Auf der Suche nach der Herkunft geht es nicht darum zu verurteilen: "Auch die Eltern haben ihre Prägung erfahren! Es geht darum, warum wir so oder so handeln. Damit wir uns verändern können. Und die alten Muster nicht wieder an unsere Kinder weitergeben.

 

 

Welche Muttertypen es gibt

Es gibt natürlich Töchter, die nie wütend auf ihre Mütter sind, aber die meisten kennen das Pendeln zwischen den Gefühlen. Liebe , Hass, Anerkennung, Kränkung, Ohnmacht. Es gibt verschiedene Muttertypen und auf welche Knöpfe sie bei den Kindern drücken:

 

Ihre Macht ist die Unterdrückung: Räum auf! Jetzt hast du dich schon wieder schmutzig gemacht! Straffe Ordnungs- und Sauberkeitsprinzipien dienen der Mutter dazu, das Kind unter ständigem Druck zu halten. Erste Anflüge von Autonomie werden so unterdrückt. Das Kind lernt, dass nur Unterwerfung einen erträglichen Kontakt zur Mutter ermöglicht. Auch beim erwachsenen Kind will sie die Kontrolle haben. Die Tochter bricht entweder aus, wird im besten Fall ein Punk, oder sie lässt sich weiterhin, privat und im Job, von allen unterdrücken.

 

Sie forciert Konkurrenz: Montags Maniküre, dienstags Kosmetikerin, am Mittwoch Solarium und so weiter. Wenn man mit ihr unterwegs ist, zieht die schöne Mama alle Blicke auf sich. Wenn die Tochter älter wird, ist sie verunsichert: Darf sie schöner sein als die Mutter? Kommt sie zur Erkenntnis "Nein, darf ich nicht!, wird sie sich in ein Graue-Maus-Dasein flüchten - oder aber sie nimmt die Konkurrenz an. "Diese Mädchen sind auf Kampf gepolt, müssen auch später mit jeder Frau in Konkurrenz treten, erläutert Jolig, "sie wollen immer schöner, schneller und besser sein! Man findet sie gehäuft unter Schauspielerinnen, Moderatorinnen und Models.

 

Sie muss gebraucht werden: Sie kocht, tut, macht, ist eine warmherzige, kuschelige Mama und stets zur Stelle, wenn jemand in Not gerät. Häuslichkeit und Fürsorge stehen auf ihren Fahnen. Sie braucht es, gebraucht zu werden. Die Gefahr kommt erst später - dass die erwachsenen Kinder das Gefühl haben, nicht aus den Kinderschuhen rauswachsen zu können. Mama weiß immer noch am besten, was gut für sie ist. Versucht man, sie einzubremsen, ist sie beleidigt. Das kann ganz schöne Schuldgefühle machen.

 

Bei ihr zählt Leistung: Sie ist erfolgreich im Beruf, hat ihr eigenes Geld und ihre Zeit perfekt durchstrukturiert. Sie bringt den Kindern schon früh bei, auf eigenen Beinen zu stehen. Mit guten Leistungen und erreichten Zielen kann man schon als Kleines bei ihr punkten. Das Muster, das so entstehen kann: Ich fühle mich nur geliebt, wenn ich etwas leiste!

 

Sie spielt mit Nähe und Distanz: Sie ist praktisch veranlagt, geht nüchtern und sachlich mit Themen um. Sie wirkt eher kühl und distanziert, Dramen und große Gefühle berühren sie wenig. Die Grundbedürfnisse des Kindes sind immer erfüllt worden, auch das erwachsene Kind kann auf eine rationale Mutter zählen. Doch zu einem sehr herzlichen, nahen Verhältnis kommt es selten. Das Spiel von Nähe und Distanz beherrscht sie gut, erzeugt auch beim großen Kind den Wunsch nach mehr Kontakt durch Rückzug. "Du meldest dich ja gar nicht mehr? Na dann brauchst du mich wohl nicht mehr in deinem Leben! Ein übernommenes Nähe-Distanz-Muster wird dem Sprössling aber in jeder Beziehung, bei Partnern, Kollegen, Freunden, zu schaffen machen.

An sie kommt keiner ran: Sie ist die Mutter, die scheinbar alles kann, sportlich, im Job oder als gutsituierte Ehe- und Hausfrau erfolgreich, immer perfekt gestylt und anscheinend gut drauf. Alles ist bei ihr super und toll. Vielleicht ist sie sogar eine berühmte Künstlerin. Der Erwartungsdruck an die Kinder ist groß. Und sie versteht es auch, zu manipulieren. "Wenn du jetzt nicht lieb bist, gehen wir morgen nicht in den Zoo! Oder: "Ich hoffe doch, dass du das Tennismatch gewinnst. Die erwachsenen Kinder geben entweder klein bei, leiden vielleicht an Versagensängsten, oder der Kampf geht weiter: Wer hat das bessere, spannendere Leben?

 

So lösen wir Verstrickungen

Schuldgefühle, Ängste, leichtes Gekränktsein, Wutausbrüche, Angst vor Männern, schlechter Umgang mit Frauen: Viele Probleme haben so ihre Ursachen in frühesten Mustern. "Aber in Unfrieden mit der Mutter zu sein, vielleicht gar den Kontakt abzubrechen, sie zu hassen, das bringt nichts! "Wenn Sie Ihre Mutter ablehnen, lehnen Sie damit auch immer einen Teil von sich selbst ab.

Ungelöste Mutter-Verstrickungen können nicht nur psychische, sondern auch körperliche Beschwerden auslösen wie Asthma, Gastritis, Bulimie und mehr. Joligs Vorschlag: sich das DAVI-Prinzip aneignen. Danken, für alles Gute, das es sicher gibt, annehmen, was immer man vorgesetzt bekam, dann verzeihen und die Geschichte, so wie sie eben geschrieben wurde, ins Leben integrieren. "Wenn man seine Muster kennt, spürt man dann auch, wenn sie wieder mal anticken: Ach, jetzt bin ich schon wieder kurz vorm Ausrasten, weil ich mich fürchte zu versagen, weil ich Angst habe, nicht gesehen zu werden, weil ich mich bevormundet fühle!

 

Perfekte Symbiose

Ist man sich der Muster nicht bewusst, kann es in Partnerschaften zu "Verwechslungen kommen. Man schlüpft unbewusst in die Rolle des Kindes, das typischerweise laut wird, trotzt und gewinnen will, und lässt dem Partner die Mutterrolle zukommen. Paare reagieren so oft auf unverheilte Wunden der Vergangenheit und nicht auf das, was sich gerade zwischen ihnen abspielt. Frauen, die eine lieblose Mutter hatten, überfordern den Partner oft damit, ständig Liebesbeweise erbringen zu müssen. "Und, "wir kennen ja alle diese Sehnsucht nach der perfekten Symbiose mit dem Mann. Dem Mann, der alles hat. Liebevoll ist, mit dem man lachen kann, mit dem der Sex super ist und, und, und. Dahinter steckt der ursprüngliche Wunsch, mit der Mutter verschmolzen zu sein.

 

Wenn das Vertrauen fehlt

Kein leichtes Paket trägt man auch mit sich, wenn früh das Urvertrauen flöten gegangen ist. "Das kann schon in der Schwangerschaft passieren oder bei einer komplizierten Geburt. Oder auch später, wenn die Mutter dem Kind nicht das Gefühl gibt, wichtig zu sein. Wenig Selbstliebe und Selbstvertrauen sind die Folge. Was, wie man weiß, kein gutes Rüstzeug ist.

"Ich empfehle fürs Erste, sich am Tag mindestens dreimal bewusst selbst zu beobachten. "Was mach ich grad? Wie spreche ich? Wie viel Kraft ist in dem, was ich tue? Was ist mein Thema? Sind gewisse Punkte wie ein Trigger, die mich zum Explodieren bringen? Hab ich kein Vertrauen? Kann ich die Kontrolle nicht abgeben? Muss ich immer alle versorgen Hilfe von Profis steht mittels diverser Therapieformen (u. a. Familienaufstellungen) zur Verfügung.

 

Vergeben wir unserer Mutter

"Versuchen Sie, Ihre Mutter als das zu sehen, was sie ist, und nicht als das, was sie sein soll. Sie hat dich nicht bedingungslos geliebt? Vielleicht, weil sie es einfach nie gelernt hat. Versuche anzunehmen, warum deine Mutter, vielleicht aufgrund ihrer eigenen Erziehung, so und nicht anderes gehandelt hat. Das heißt nicht, alles zu entschuldigen. Aber Frieden zu schließen macht frei!

 

Eure Brigitte

News Dezember

 

Wieso Verletzlichkeit dir ein erfüllteres Leben schenkt

 

 

Ein Mann und eine Frau lernen sich auf einer Feier kennen. Nach ein paar folgenden, sehr schönen Treffen fasst sie sich endlich ein Herz … In einem ruhigen Moment sagt sie zu ihm: „Ich liebe dich“ …

Eine junge Frau bekommt endlich den sehnlichst erwarteten Anruf! Voller Erwartung geht sie ran: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir uns nach langer Überlegung doch für einen noch besser geeigneten Kandidaten entschieden haben …“

Ein Vater wird langsam alt. Seine körperlichen Gebrechen machen ihm zu schaffen. Als er nach mehreren Treppenstufen nicht mehr so gut weiterkann, bittet er seinen Sohn plötzlich: „Kannst du mich ein wenig stützen?“

Weißt du, was alle diese Momente gemeinsam haben?

Sie alle beschreiben eine Situation der Verletzlichkeit.

Egal ob wir dabei über unsere tiefsten Gefühle sprechen, eine Absage bekommen oder auf Hilfe von anderen angewiesen sind … Wir Menschen sind verletzlich. Wir leben in einer Welt voller Verletzlichkeit. Solche Situationen begegnen uns einfach immer wieder.

Wir vermeiden Schmerzen

Doch keiner von uns möchte verletzlich sein. Wir versuchen, Momente der Verletzlichkeit so gut es geht zu vermeiden. Wir warten lieber ab, ob nicht der andere zuerst „Ich liebe dich“ sagt. Wir vermeiden Situationen, in denen wir auf Ablehnung stoßen könnten. Wir zeigen lieber keine Schwäche und bitten nicht um Hilfe. Wenn wir diese Situationen vermeiden können, dann tun wir das auch. Denn keiner von uns möchte enttäuscht werden oder sich abgelehnt fühlen. Wir fühlen uns sicherer, wenn wir den möglichen Schmerz vermeiden, was auch vollkommen natürlich ist.

Alternativ versuchen wir unsere Verletzlichkeit auch gerne zu verbergen und uns nichts anmerken zu lassen. Wir tun so, als würde es uns nichts ausmachen. Als stünden wir komplett über den Dingen.

Oder wir versuchen, alle möglichen Ungewissheiten in unserem Leben zu kontrollieren. Alles zu perfektionieren. Und keinerlei Verletzlichkeit in unserem Leben mehr zuzulassen.

Eine überraschende Erkenntnis

Neulich habe ich zum Thema Verletzlichkeit einen Vortrag gesehen, der meinen Horizont in dieser Hinsicht unheimlich erweitert hat. Einen Vortrag, bei dem ich eine Erkenntnis fürs Leben gewonnen habe. Und diese Erkenntnis möchte ich heute gerne mit euch teilen.

Im besagten Vortrag erzählte die Sozialwissenschaftlerin Brené Brown von ihren Ergebnissen aus 10 Jahren Forschung zu den Themen Scham und Verletzlichkeit. Sie hat tausende von Menschen interviewt und dabei Überraschendes festgestellt.

Alle Menschen, die sie interviewt hat, ließen sich grob in zwei Gruppen einteilen:

Menschen, die sich wertvoll und geliebt fühlen. Die ein starkes Verbundenheitsgefühl zu anderen Menschen haben. Die ein erfülltes Leben führen.

Menschen, die ständig um Liebe und Verbundenheit kämpfen müssen. Die sich immerzu fragen, ob sie gut genug sind.

Und die wirklich überraschende Erkenntnis dabei war: Das, was die erste Gruppe im Kern von den anderen unterscheidet, ist ihre Verletzlichkeit. Die Menschen, die ein sehr erfülltes Leben führen, sind paradoxerweise auch diejenigen, die viel eher bereit sind, sich der Verletzlichkeit auszusetzen.

Was macht verletzliche Menschen aus?

Diese Menschen haben den Mut, als Erstes „Ich liebe dich“ zu sagen. Sie haben den Mut, um Hilfe zu bitten. Sie bewerben sich weiter, wohl wissend, dass weitere Absagen drohen. Sie haben den Mut, sich so zu zeigen, wie sie eben sind, nämlich unperfekt.

Dabei ist Verletzlichkeit für diese Menschen nicht schöner oder angenehmer als für die anderen. Aber sie wird eben auch nicht als etwas Unerträgliches empfunden. Diese Menschen sehen Verletzlichkeit einfach als einen ganz normalen und notwendigen Bestandteil des Lebens an. Und sie glauben, dass das, weshalb sie sich verletzlich fühlen, letztendlich auch das ist, was sie als Mensch schön und wertvoll macht.

Mutig sein, sich unperfekt und verletzlich zeigen. Diese Lebenseinstellung hat noch einen weiteren Vorteil. Sie führt dazu, dass diese Menschen als besonders authentisch wahrgenommen werden. Denn sie zeigen, wer sie wirklich sind. Und da wir Authentizität normalerweise sehr sympathisch finden, haben diese Menschen es auch einfacher, tiefe Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.

Um es frei nach Brené Brown zusammenzufassen: „Verletzlichkeit ist zwar die Ursache von vielen Ängsten und Unsicherheiten. Doch scheinbar ist sie gleichzeitig auch der Geburtsort der Liebe, der Verbundenheit, der Freude, der Kreativität und des Glücks.“

Verletzlichkeit in unserem Leben zu vermeiden ist also scheinbar der falsche Weg, wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten.

Warum machen die das nur?

Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber diese Erkenntnis musste ich erstmal einen Moment sacken lassen … Sprichwörtlich war mir ja schon immer klar: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Aber so deutlich auf den Punkt gebracht, hatte es für mich vorher noch niemand.

Und das war auch noch nicht alles an Neuerkenntnis … Denn vielleicht stellst du dir jetzt eine dieser beiden Fragen:

Woher nehmen diese Menschen denn nur ihren Mut, sich verletzlich und unperfekt zu zeigen?

Und wie schafft man es denn, Verletzlichkeit als fundamentalen Bestandteil seines Lebens zu akzeptieren?

Auch darauf hat Brené Brown mit ihren Forschungen eine Antwort gefunden.

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist, dass die Menschen in der ersten Gruppe von ihrem Wert als Person überzeugt sind. Das ist das große Geheimnis dahinter. Das ermöglicht ihnen, sich so verletzlich zu zeigen. Denn sie glauben, dass sie es trotzdem wert sind, geliebt zu werden, obwohl sie nicht perfekt sind. Deshalb können sie Verletzlichkeit auch als Bestandteil des Lebens akzeptieren und besser damit umgehen. Um Verletzlichkeit also überhaupt zulassen zu können, gehört scheinbar auch ein intaktes Selbstwertgefühl dazu. Die Überzeugung: „Ich bin ok.“

Wenn du das Gefühl hast, dass das bei dir ein Problem sein könnte, ist das aber kein Grund, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Denn auch das Selbstwertgefühl lässt sich mit gezieltem Training verbessern.

Was kann ich tun?

Es lohnt sich also, Verletzlichkeit zuzulassen. Habe den Mut, auch deine verletzlichen und unperfekten Seiten zu zeigen. Deine Belohnung dafür sind Liebe, Freude, Kreativität und die Verbundenheit mit anderen Menschen.

Folgende Reflexionsfragen können dir vielleicht dabei helfen, über die Rolle der Verletzlichkeit in deinem Leben ein wenig tiefer nachzudenken:

Was bedeutet Verletzlichkeit für mich?

Was bedeutet es für mich, abgewiesen oder abgelehnt zu werden?

Wofür würde ich mich schämen?

Vor welchen Menschen würde ich mich am meisten schämen?

In welchen Situationen fühle ich mich so richtig verletzlich?

Wie oft kommen diese Situationen vor?

Wie gut kann ich auch mal die Kontrolle abgeben?

Habe ich Schwierigkeiten damit, jemanden um Hilfe zu bitten?

Kann ich jemandem, der mir viel bedeutet, sagen, dass ich sie/ihn liebe?

Halte ich mich oft zurück aus Angst vor Ablehnung oder Zurückweisung?

Wie wäre mein Leben, wenn ich mich verletzlicher machen würde? Was würde ich dann anders machen?

Verletzlichkeit ist sehr wichtig für ein erfülltes Leben. Wir lernen und wachsen daran. Wer etwaigen Verletzungen immer nur aus dem Weg geht, der kann zwar nichts verlieren, aber eben auch nichts gewinnen. Verletzlich zu sein bedeutet letztendlich auch, dass wir leben.

Eure Brigitte

News November

Die Auswirkungen unserer Glaubenssätze


Das heutige Thema ist Glaubenssätze, Glaubenssysteme. Was ist das? Kurz gesagt sind das die Überzeugungen, die unser Leben leiten.
Du kannst dir Glaubenssysteme vorstellen wie die Brille, durch die du die Welt wahrnimmst. Die Welt ist bei weitem nicht so, wie wir denken, dass sie ist. Wir können Realität nicht wahrnehmen.
Das ist für uns schwer zu schlucken, weil wir natürlich alle von uns glauben, dass wir diejenigen sind, die die Welt wirklich und richtig sehen und alle anderen sie womöglich ein bisschen verschoben wahrnehmen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir sie richtig wahrnehmen.
Stimmt unsere Wahrnehmung?
In einer Studie zur Aufmerksamkeit dem Gorilla-Experiment haben sich Studenten ein kurzes Basketballspiel angesehen und wurden gebeten die Ballwechsel einer Mannschaft zu zählen. Während des Spiels lief ein Mann in einem Gorillakostüm quer über das Spielfeld und trommelte sich auf die Brust. Anschließend wurden die Zuschauer gefragt ob sie etwas Ungewöhnliches gesehen haben. Nur ca. 50 % haben den Gorilla gesehen.
Wir können davon ausgehen, dass wir nur das sehen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten und wovon wir schon überzeugt sind oder annehmen, dass es da ist.
Das macht unter anderem Veränderung so schwer. Wir nehmen als erstes wahr, was uns unsere Überzeugung bestätigt und als letztes was dem widerspricht.
Alles was dem entspricht, woran ich glaube, ist kongruent zu meiner Überzeugung, was dagegenspricht erzeugt Dissonanz. Dissonanz können wir nur schwer aushalten. Wir wollen, dass sie verschwindet. Im Zweifelsfall interpretieren wir um was wir sehen, wenn es nicht in unsere Überzeugung passt.
Das ist auch in Bezug auf traumatische Erlebnisse ein großes Problem. Je emotionaler Ereignisse in unserem Leben waren, desto mehr Überzeugungen haben wir daraus gebildet.
Emotionale Erlebnisse prägen unsere Überzeugung
Wir lernen schneller, stärker und tiefer – es bildet sich mehr Gedächtnis – je emotionaler wir etwas erlebt haben. Traumatische Erlebnisse sind hoch emotionale Erlebnisse und vor allem auch relevant für unser Überleben. Das heißt, sie prägen sehr deutlich Überzeugungen. Wir fangen an auf diesem Erlebnis bestimmte Überzeugungen aufzubauen. Dann sehen wir leider die Welt durch den Filter dieser Überzeugungen. Es ist nicht ganz leicht, sich bewusst zu werden, dass unsere Wahrnehmung nicht unbedingt die Wahrheit ist.
Es ist ganz sinnvoll, dich einfach mal hinzusetzen und aufzuschreiben, welche Überzeugungen du zu bestimmten Dingen hast.
Welche Überzeugung hast über Kontakt? Welche Überzeugung hast du über Beziehung? Welche Überzeugung hast du überhaupt zu Menschen? Welche Überzeugung hast du zu Glück? Das sind alles Bereiche, in denen sich Glaubensmuster zeigen.
Du kannst auch Sätze vervollständigen: Das Leben ist…..Glück ist……..
Überzeugungen prägen unsere Wahrnehmung
Diese Überzeugungen sind die Brillen durch die wir die Welt sehen. Das ist inzwischen ziemlich gut erforscht. Unsere Überzeugungen färben und gestalten unsere Wahrnehmung. Wir sehen die Welt nicht wie sie ist, sondern wie wir glauben, dass sie ist. Es gibt nichts, was wir wahrnehmen ohne dass wir es interpretieren. Wir glauben der Interpretation.
Das ist die Falle, in die wir immer wieder tappen, auch im zwischenmenschlichen Bereich. Ich höre oder sehe, was du tust und interpretiere es sofort. Wir verhaken uns unter Umständen oder mögen uns nicht.


Die Interpretationsfalle
Ein Beispiel: wenn jemand ein Seminar gibt, ist er sowieso schon gestresst. In diesem Zustand nehmen wir Dinge anders wahr. Wir interpretieren sie im allgemeinen negativer, wenn wir schon im Kampf/Fluchtmodus sind und ab einer bestimmten Erregungsstufe sind wir das.
Wenn man dann sieht, dass ein Teilnehmer die Augenbrauen hochzieht – wie meine Mutter, wenn sie damals skeptisch war – und ich interpretiere das und mir nicht bewusst bin, dass es eine Interpretation ist, habe ich vielleicht das Gefühl die Person mag mich nicht. Das verunsichert mich natürlich.
Eine Reaktion darauf kann sein, ich schneide die Person aus meiner Wahrnehmung heraus. Ich schaue die Person nicht mehr an. Irgendwann fällt es dieser Person auf und sie denkt, wieso guckt sie mich denn nicht an? Was ist denn los? Kann sie mich nicht leiden?
Und wie reagieren wir darauf, wenn uns jemand nicht leiden kann? Wir werden ebenfalls vielleicht genervt oder unsicher. Jetzt sind wir verhakt. Jetzt reagiere ich genau darauf, dass mir diese Person Unsicherheit zeigt und sehe mich in meiner Annahme bestätigt: sieht du, wusste ich doch, dass du mich nicht leiden kannst. Das ist die Falle in die wir laufen, wenn wir unseren Interpretationen glauben.


Deswegen frage dich ab und zu mal, könnte ich das noch anders interpretieren? Gäbe es noch andere Möglichkeiten? Versuche den Horizont für dich ein bisschen zu weiten. Das musst du nicht immer machen. Es geht auch nicht darum, grundsätzlich der eigenen Wahrnehmung nur noch zu misstrauen. Das macht natürlich auch sehr unsicher. Aber gerade wenn etwas kritisch wird oder du etwas negativ interpretierst, wäre es gut zu fragen, gibt es noch eine andere Möglichkeit? Oder jemand anders zu fragen, wie nimmst du das denn wahr? Und sich ein bisschen aus der eigenen Interpretationsschleife herauszuholen.
Soviel zum Thema Glaubenssätze und wie gesagt Glaubenssätze hängen an und bilden sich bei jeder traumatischen Erfahrung. Je jünger man war, desto globaler und eindringlicher sind sie oft .

Eure Brigitte